Umgang mit Reibereien im Arbeitsalltag

Uneinigkeiten fangen häufig ganz klein an und breiten sich schnell aus. Sprechen Sie miteinander, damit es nicht zu verhärteten Fronten kommt.

Unklare Vorgaben des Praxisinhabers, verschiedene Meinungen im Team, eine ignorante Kollegin: Im Praxisalltag gibt es immer wieder Reibereien. Wie lassen sich diese bewältigen?

In der Arztpraxis, wo Menschen so nahe miteinander arbeiten, prallen schon mal verschiedene Sichtweisen und unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander. Etwas Reiberei erzeugt sicherlich Wärme. Doch zu viele und zu intensive Auseinandersetzungen haben immer negative Auswirkungen. Die jüngere Forschung zeigt, dass Konflikte bei der Arbeit die Zufriedenheit mindern, sich das Wohlbefinden und die Gesundheit reduzieren und einen hohen Einfluss auf Motivation und Leistung haben. Diese reduzieren in der Folge den Praxiserfolg. Häufig zu Lasten der Wirtschaftlichkeit, des Images und besonders die Mitarbeiter- und Patientengewinnung. Sehr anstrengend und mit weitreichenden Folgen.

„Lassen Sie es zum äußersten kommen: reden Sie miteinander.“

Menschen, die zusammenarbeiten, brauchen vor allem eine gemeinsame Landkarte, ein gemeinsames Ziel. Gerade in der heutigen turbulenten Zeit, in der Veränderungen auf der Tagesordnung stehen. Es ist wichtig eine gemeinsame Grundlage zu schaffen, damit es nicht zu entzweienden Streitigkeiten kommt. Häufig vermeiden die Kontrahenten direkten Kontakt und nutzen stattdessen Klatsch und Gerüchte, um die andere Person abzuwerten oder die eigene Position zu behaupten. Auf Dauer bilden sich zwei Parteien im Team, die eher gegeneinander als miteinander arbeiten.

Zu unterscheiden sind zwei Bereiche: Zum einen entfacht ein Streit häufig an Unvereinbarkeiten auf der persönlichen Ebene. Häufig sind erlebte Zurückweisungen oder fehlender Respekt im direkten Kontakt die Auslöser, sogenannte Beziehungskonflikte. Auf der anderen Seite, geraten Kollegen bei Dingen aneinander, die mit ihrer Tätigkeit zu tun haben. Hier ist zwischen einem Beurteilungs- oder Prozess-Konflikt zu unterscheiden. Beurteilungs-Konflikte entstehen, wenn Kollegen in der Zusammenarbeit zu verschiedenen Schlüssen kommen und diese unterschiedlich bewerten. Prozess-Konflikte richten sich an die Organisation der Arbeit, also Strukturen und Abläufe. Wer darf was und wer ist wofür zuständig?

In vielen Fällen ist es eine Mischung aus den verschiedenen Konfliktfeldern. Die Reiberei fängt klein an, weitete sich aus zum Konflikt, der schnell größer wird, bis er eskaliert. Um aus dieser Situation heraus zu kommen, ist es unbedingt notwendig, sich bewusst zu machen, in welchen Punkten Uneinigkeit herrscht.

Die unterschiedlichen Punkte erfordern verschiedene Vorgehensweisen. Bei Beziehungs-Konflikten kommt es darauf an, behutsam die eigenen Kränkungen anzusprechen. Sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen und einen neuen Umgang miteinander zu vereinbaren. Eine gemeinsame Landkarte und Einigung der Bewertungskriterien sind häufig die Lösung bei beurteilungs- und prozessbezogenen Konflikten.

Wann immer sich ein Problem einstellt, fragen Sie sich: Was möchte ich vom anderen und was kann ich ihm im Austausch dafür anbieten? Dies gilt sowohl im Kontakt mit Kollegen als auch mit dem Chef. Trainieren Sie Ihren Umgang mit Emotionen und üben Sie aktives Zuhören. Ein Führungs-Seminar stärkt genau diese Fähigkeiten. Management heißt Menschen fördern, nicht beherrschen. Statt Richter, Förderer sein im Sinne von unterstützen, stärken, helfen sich weiter zu entwickeln, ermutigen und auch fordern. Das motiviert und zeigt sich deutlich in den Ergebnissen, wie emotional gebundene Mitarbeiter, zufriedenere Patienten und höhere Wirtschaftlichkeit.