Mitarbeitende Ehepartner in der Praxis. Chance oder Bedrohung?

Arbeiten Ehepartner zusammen in der gleichen Praxis, dann sind Konflikte unausweichlich. Lassen Sie die zwangsläufig aufkeimende Situation bis zu einem gewissen Grad zu und konzentrieren sich auf die Eindämmung möglicher destruktiver Folgen.

Die Zusammenarbeit von Ehepartnern in einer Praxis kann eine große Chance sein, wenn die Strukturen klar sind und sich beide dazu vereinbaren, reflektieren und konsequent sind. Ist dies nicht der Fall, dann entsteht häufig großer Schaden. Dies hat nicht nur wirtschaftlich und personell Auswirkungen, sondern besonders auf der Beziehungsebene. Mit eingeschlossen sind häufig auch die Familie und Mitarbeiter. Die Welle schwappt auch auf die Familien der Mitarbeiter weiter, die dann unbewusst an Freunde und deren Familien weitergegeben wird. Es entsteht ein Flächenbrand aus Druck und Stress, der nicht selten über die eigenen Familienmitglieder und Mitarbeiter zurückkommt. Ein Teufelskreis, der so gut wie nie in Zusammenhang gebracht wird, jedoch enorme Auswirkungen auf den Erfolg der Praxis und das Miteinander des Umfeldes hat.

Keine leichte Aufgabe. Viele Situationen sind nicht planbar und es braucht manchmal eine schnelle Entscheidung. Da kann es schon einmal vorkommen, dass ein Ehepartner für den anderen entscheidet, weil es die Situation erfordert. Solange es bei „schnellen“ Situationen bleibt und grundsätzlich der Standard eingehalten wird, ist alles in Ordnung. Sind sich die Ehepartner jedoch nicht einig, dann entsteht daraus Unmut auf der beruflichen und privaten Ebene. Wird dieser Unmut nicht aufgelöst und häufen sich die Situationen, dann ist die Belastung bei den Ehepartnern besonders hoch. Im schlimmsten Fall kann dies zur Trennung in beiden Bereichen führen. Kein schöner Gedanke. Hinzu kommt die Verunsicherung im Team. Der Fokus liegt dann bei den Eheleuten und nicht mehr bei den Abläufen und Patienten. Jede Äußerung wird doppelt aufgenommen und im Team diskutiert. Vermutungen werden angestellt, die manchmal nichts mit der Realität zu tun haben.

Eine gute Basis für die Zusammenarbeit zwischen Ehepartnern und auch den Mitarbeitern ist die klare Rollenklärung. Wer ist für welche Bereiche zuständig und trägt die Verantwortung dafür. Eine Liste mit allen Bereichen und Aufgaben der Praxis hilft bei der Zuordnung. Viele Aufgaben werden von den Mitarbeitern umgesetzt und doch ist es wichtig, die Aufgaben im Blick zu haben und Feedback dazu zu geben. Immer von der Person, die die Zuständigkeit hat. Das Organigramm gibt allen Personen in der Praxis Auskunft „auf einen Blick“ Wer ist welchen Bereichen zugeordnet und in welche Richtung läuft die Kommunikation und Abstimmung. So weit, so klar. Jetzt gilt es nur noch, sich im Praxisalltag daran zu halten.

Die Einhaltung der Strukturen und Zuordnung ist der Schlüssel. Hier kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Die Mitarbeiter haben sehr schnell raus, wer für welche Themen zu haben ist und spielen die Ehepartner unter Umständen gegeneinander aus. Nicht bewusst, doch das eigene Anliegen ist in diesem Moment im Vordergrund und es wird nicht darüber nachgedacht, ob es für die Praxis passend ist. Was kann passieren? Im Team kommt es zur Spaltung zwischen denen, die eher für sich denken und denen, die Teamplayer sind. Im Praxisalltag hemmt es die Zusammenarbeit, da übergreifende Aufgaben eine neue Dynamik bekommen. Für einige Kollegen wird gerne und zügig gearbeitet und für andere weniger. Der Patient spürt dies als erstes, da das Team mehr mit sich selbst beschäftigt ist als mit ihm. Ein weiter Punkt. Das Praxisgeschehen hört bei Ehepartnern nicht mit dem Ende der Sprechstunde auf. Die Situationen werden mit ins private Leben genommen. Hier zeigt sich, wie klar die Vereinbarungen sind. Ist die Zuständigkeit klar, dann braucht es nur noch eine gemeinsame Entscheidung und die zuständige Person setzt um. Idealerweise wird der Ehepartner über die Umsetzung aktuell gehalten. Sind die Zuständigkeiten und vor allem die Ziele nicht klar, dann kann es zu Schuldzuweisungen kommen, die dann zu Belastungen in allen Lebensbereichen führen. Die Partnerschaft leidet, sowie die Zusammenarbeit im Praxisalltag. Durch die veränderte Stimmung sind die Mitarbeiter verunsichert und nehmen sich häufig zurück, was dann Auswirkungen auf den Praxisablauf hat. Die drückende Stimmung nehmen die Mitarbeiter mit nach Hause und geben diese unbewusst weiter. Druck, Stress und Negativität sind wie ein Virus, der sich schnell verbreitet. Lassen Sie es nicht so weit kommen. Klären sie in guten Zeiten die Zuordnung und Ziele. Sprechen sie regelmäßig miteinander über die Situationen in der Praxis. Dann haben sie eine gute Chance Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu lösen, damit sie sich nicht verhärten und es zu Machtentscheidungen kommt.

Reflektieren sie die Situationen, klären diese Untereinander und geben dem Team Orientierung. Zeigen sie sich als Einheit und passen Zuständigkeiten an, wenn es sinnvoll ist. Sind sich die Ehepartner in der Umsetzung einig, da es ein gemeinsames Ziel gibt, dann läuft es schnell wieder glatt in der Praxis.

Wir können nicht alles planen oder voraussehen, daher hilft eine gute Praxiskultur. Unterstützt wird diese Kultur durch klare Ziele, gelebte Strukturen und regelmäßigen Austausch. Dadurch entsteht emotionale Bindung. Gemeinsam auch anspruchsvolle Situationen zu meistern, das verbindet. Neben der fachlichen Kompetenz ist hier auch die persönliche und kommunikative Weiterentwicklung ein wirksamer Hebel. Der Praxisalltag ist eine Aneinanderreihung von Situationen, die es zu entscheiden gilt. Nehmen sie diese auf, damit sich alle Praxismitglieder um die Umsetzung kümmern und nicht um die Frage: „Wer entscheidet was?“ oder „Wer hat Schuld?“