Geduld ist eine Tugend, doch wie bekommt man sie?

Wie wird das Verständnis Füreinander im Team und die Zusammenarbeit gestärkt? Im turbulenten Praxisalltag immer die Haltung zu bewahren, ist nicht immer leicht. Viele Tätigkeiten drängen und wollen zeitgleich erledigt werden. Wie bleiben die Zusammenarbeit und Stimmung im Team trotzdem auf einem guten Niveau?

Klare und aktuelle Standards für Abläufe und die Zusammenarbeit geben immer eine gute Basis, um den Praxisalltag zu bewältigen. Alle wichtigen Aufgaben sind fest vergeben. Sie sind aktiv zu erledigen und bilden das Fundament. Dann gibt es Bereiche, die nicht so klar zu strukturieren sind und es braucht Abstimmung und Reaktion, wie ein Notfall oder Ausfall der Technik. Ideal ist es, wenn jede Person in der Praxis einen festen Aufgabenbereich hat und persönliche Fähigkeiten ausbaut, um auf das Geschehen zu reagieren. Eine gute Balance zwischen Aktion und Reaktion. So weit, so klar. Oder?

Wenn es besonders wild wird, dann verfallen wir häufig in eine Art Trance und sind so auf das Funktionieren fokussiert, dass uns die Beziehung zu den Menschen nicht mehr bewusst ist. Dann kann es passieren, dass wir nicht mehr den richtigen Ton treffen und schroff wirken oder sogar im Befehlston unterwegs sind. Im Einzelfall betrachtet ist es nicht dramatisch. Doch kommt dieser Zustand häufiger vor, dann macht es etwas mit den Menschen. Wir werden dünnhäutiger und bewerten Situationen anders, was zu Unzufriedenheit oder gar verhärteten Fronten führen kann. Die Zusammenarbeit wird auf das Notwendigste reduziert und es wird zunehmend schwieriger im Praxisalltag zu reagieren. „Man fängt an sich zu rechtfertigen“, was nicht nur Auswirkungen auf die Zusammenarbeit, sondern auch auf die Patienten, hat.

Soweit muss es gar nicht kommen, wenn Sie gemeinsam an der persönlichen und kommunikativen Weiterentwicklung der Teammitglieder arbeiten. Ein Workshop kann wahre Wunder bringen. Er stärkt die Eigen- und Fremdwahrnehmung und zeigt Wege auf, wie die Zusammenarbeit in turbulenten Zeiten gut funktioniert.
Ein Zitat von M. Gandhi sagt: „Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.“

Letzten Monat war ein Praxisteam mit elf Personen und der Ärztin bei mir im Schwarzwald. Losgelöst vom Praxisalltag mitten in der Natur waren alle „auf Empfang“ und haben sehr offen an sich und dem Verständnis füreinander gearbeitet. Gestartet sind mir mit der Eigenwahrnehmung. Jedes Teammitglied hat sich selbst wahrgenommen, ganz „ungeschminkt“ – positiv und kritisch. Darauf hat jedes Mitglied jedem Mitglied Rückmeldung zur Zusammenarbeit gegeben. Was schätze ich an der Zusammenarbeit und was wünsche ich mir anders. Der Mut, der hier aufgekommen ist, tat richtig gut. Alles anzusprechen und dabei die passenden Worte zu finden, die wirken, ohne zu verletzen. Wow, was für Erkenntnisse, die sich hier neu geordnet haben. Nebenbei kam heraus, dass die Praxisinhaberin nicht ganz unbeteiligt ist und stressige Situationen unbewusst verstärkt. Die Knoten sind gefunden und können nun gelöst werden.

Zum tieferen Verständnis haben wir noch die besonderen Stärken der verschiedenen Menschentypen erarbeitet. Wer ist ein eher introvertierter und wer ein eher extrovertierter Mensch. Wie nehmen die verschiedenen Typen die gleiche Situation wahr. Was fällt den einzelnen Typen ganz leicht und was eher schwer. Kein Typ ist besser oder schlechter, nur anders. Für einen funktionierenden Praxisablauf benötigen wir alle Typen, um die Bereiche Empfang und Telefon, Dokumentation und Abrechnung, sowie Assistenz und Patientenführung mit Leichtigkeit umzusetzen. Die Andersartigkeit im Team zu schätzen und zu nutzen ist im Praxisalltag ein riesiger Vorteil, für mehr Freude und Leichtigkeit. Nutznießer ist jede Person in der Praxis, da sie sich medizinisch und persönlich in den besten Händen fühlt.

Ein besonderes Highlight waren die Geduldsarmbänder. Jedes Teammitglied hat einen symbolischen Geduldsfaden bekommen und hat ein Stück Faden von den Teammitgliedern an seinen Faden geknotet, dem er mehr Geduld entgegenbringen möchte. Zum Abschluss hat jeder seine Geduldsfäden als Armband ums Handgelenk gelegt, um sich zu committen. Und besonders schön war es, dass Frau Doktor von jedem Teammitglied ein Stück an ihrem Armband trägt.

Genau solche Ergebnisse und Erlebnisse stärken das Team. In guten Zeiten ist es leicht die Abläufe umzusetzen. Gerade in unklaren und hektischen Zeiten zeigt sich, wie gut ein Team den Kurs hält. Überlassen Sie es nicht dem Zufall, sondern gestalten Sie die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team