Kritische Situationen ansprechen oder lieber schweigen? Die Macht des Framings im Arbeitsalltag

In jedem Unternehmen treten hin und wieder anspruchsvolle Situationen auf – sei es in der Kommunikation zwischen Teammitgliedern, im Umgang mit Kunden oder in der Organisation von Abläufen. Oftmals werden diese Probleme aus Unsicherheit, Angst vor Konflikten oder aus einem Mangel an Zeit und Ressourcen nicht angesprochen. Doch was passiert, wenn Probleme unausgesprochen bleiben? Ein Blick auf die Folgen zeigt, dass sich eine Schweigespirale entwickeln kann, die die Zusammenarbeit massiv behindert und im ungünstigsten Fall dem Unternehmen viel Geld kostet – in Form von Fluktuation und Krankmeldungen. Wenn sich Kunden zudem nicht ausreichend betreut fühlen, spiegelt sich das in den Bewertungen auf Plattformen wie Google wider.

Die Auswirkungen der Schweigespirale und die Rolle des Framings

Eine Schweigespirale entsteht, wenn Probleme nicht angesprochen werden und das Gefühl entsteht, dass auch andere schweigen. Dies führt dazu, dass kritische Themen nicht diskutiert werden, was wiederum die Wahrnehmung verstärkt, dass das Problem gar nicht existiert oder nicht wichtig genug ist, um angesprochen zu werden. So setzen sich Missstände und Konflikte im Unternehmen fest und führen zu einer schlechten Arbeitsatmosphäre, die langfristig in Demotivation mündet.

Hier kommt das Konzept des Framings ins Spiel. Framing bezieht sich darauf, wie Informationen präsentiert oder eingeordnet werden, um die Wahrnehmung oder Interpretation dieser Informationen zu gestalten. Wenn Probleme auf eine bestimmte Art und Weise „gerahmt“ werden, kann dies die Art und Weise beeinflussen, wie sie wahrgenommen und behandelt werden.

Die Bedeutung des richtigen Framings für die Problemlösung

Das Framing von Problemen hat erheblichen Einfluss darauf, wie sie behandelt werden. Werden Probleme als Chancen für Wachstum und Verbesserung „gerahmt“, trägt dies dazu bei, eine Kultur der Offenheit zu fördern. Anstatt Probleme als Hindernisse zu betrachten, können sie als Anlass genommen werden, um die Arbeitsabläufe zu optimieren und die Services zu verbessern.

Ein positives Framing trägt dazu bei, dass Teammitglieder sich ermutigt fühlen, Probleme anzusprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Es eröffnet Raum für konstruktive Diskussionen und die gemeinsame Suche nach Lösungen, anstatt den Fokus auf Schuldzuweisungen oder das Betonen von Fehlern zu legen.

Die Integration von Framing in die Führung und Problemlösung

Inhaber und Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle beim Framing von Problemen. Sie schaffen eine Umgebung, in der Probleme als lösbar und als Teil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses betrachtet werden. Sie dienen als Vorbild und gehen mit guten Beispielen voran. Sie bieten Raum, der dazu ermutigt, Probleme anzugehen, ohne dass sich Teammitglieder zurückhalten müssen.

Es gilt im ersten Schritt, die Perspektiven auf Probleme zu verändern. Zum Beispiel kann die Betonung auf den Lerneffekten aus Problemen liegen, anstatt auf den Fehlern selbst. Dies trägt dazu bei, dass Teammitglieder sich weniger defensiv fühlen und stattdessen motiviert sind, nach Lösungen zu suchen.

Eine gelebte Fehlerkultur ist das Herzstück eines jeden Unternehmens. Kritische Situationen werden aktiv aufgegriffen, sobald sie entstehen. Dadurch verhärten sie sich nicht und es bedarf deutlich weniger Machtentscheidungen.

Framing: Schritt für Schritt

  1. Schritt „Warum geht es nicht voran?“ – Was ist hier eigentlich los? Worum geht es wirklich?
  2. Schritt „Verständnis für das Problem vertiefen!“ – Welche anderen Erklärungen als meine eigenen könnte es geben?
  3. Schritt „Beobachtungen mitteilen, ohne zu bewerten.“ – Ich stelle fest… Ich beobachte…. Es scheint…
  4. Schritt „Gemeinsamen Lernprozess starten.“ – Helfen Sie mir zu verstehen… Ich möchte lernen…
  5. Schritt „Aufforderung zum Mitdenken und Mitmachen.“ – Wie schätzen Sie die Situation ein? Was denken Sie?

Fazit

In jedem Unternehmen ist es wichtig, nicht nur Probleme anzusprechen, sondern auch das Framing dieser Probleme zu berücksichtigen. Ein positives Framing fördert eine Kultur der Offenheit und des konstruktiven Umgangs mit Problemen. Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und die Perspektive auf Probleme verändern, um eine effektive Problemlösung und kontinuierliche Verbesserung zu ermöglichen. Durch das bewusste Anwenden von Framing-Techniken kann ein Unternehmen nicht nur Probleme besser bewältigen, sondern auch ihre Arbeitsumgebung positiv beeinflussen und letztendlich die Qualität der Kundenservices verbessern.
Sind Sie mit dem Umgang von kritischen Situationen in Ihrem Unternehmen zufrieden? Falls nicht, dann sprechen Sie mich gerne an.

Viele Freude in und an Ihrer Praxis wünscht Ihnen 

Ihre Michaela Lückenotto 

Coach, Mediatorin, Key-Account-Managerin und Fachwirtin im Gesundheitswesen